Als einer der ersten umfänglich nachhaltig geplanten Bauvorhaben in der Schweiz wurde das Quartier Eikenøtt in Gland (VD) im Jahre 2014 fertiggestellt. Das städtebauliche Großprojekt bietet auf einem Areal von 80.000 m2 Platz für 485 Wohnungen. Auftraggeber*innen, Immobilienentwickler*innen und Planende realisierten mit dem Quartier nicht nur ein Vorzeigeprojekt hinsichtlich nachhaltigen Bauens, sondern auch betreffend Mobilität, Ökologie, Sozialaspekte und Klimaanpassung: Neben energieeffizienten Gebäuden wird durch das vielfältige Wohnungsangebot die soziale Durchmischung gefördert und gemeinschaftliche Aktivitäten in der Pflege der Gemüsegärten ermöglicht. In den Erschließungs- und Freiräumen wird der Langsamverkehr bevorzugt berücksichtigt, autofreie Räume wurden geschaffen, schließbare Velounterstände errichtet und darüber hinaus Carsharing angeboten. Wichtige ökologische Aspekte schlagen sich in der naturnahen Umgebungsgestaltung zu Buche – sie resultieren aus dem niedrigen Grad an Versiegelungsflächen und einem Netzwerk an Wassergräben (das Regenwasser versickert dadurch zu 100% am Grundstück) und der Begrünung von Flachdächern und Teilen der Fassaden mit einheimischen Pflanzenarten. Rund 31.000 m2 blumenreiche Wiesen sowie 870 m2 Blumenrasen, 13 Arten von Sträuchern und 15 Baumarten versorgen das Quartier mit reichhaltigen Habitaten für Mensch, Flora und Fauna. Sogar das Parkhaus am Rande des Areals bietet mit seinem Bewuchs durch 11 verschiedene Arten von Kletterpflanzen Nisthilfen für Mauersegler und andere Vogelarten. Es gibt viele Labels die Nachhaltigkeit beim Bauen auszeichnen, aber nur wenige berücksichtigen Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität. Erst zwei Labels legen ihr Augenmerk hauptsächlich auf die naturnahe Umgebung: Das Schweizer Label der Stiftung Natur und Wirtschaft und das französische Label BiodiverCity. Eikenøtt erfüllt die Kriterien beider Labels und ist das erste Quartier in der Schweiz, welches den hohen Standards von BiodiverCity entspricht und durch die französische Organisation zertifiziert wurde.
Das Quartier Eikenøtt ist eines jener Best Practice Beispiele die Manuela di Giulio in ihrem Buch „Förderung der Biodiversität im Siedlungsgebiet“ anführt. Sie ortet als eine der großen Herausforderungen dieses Projektes, den fachgerechten Unterhalt langfristig zu sichern. Aus ihrer Sicht ist die ökologische Qualität der Außenräume nach Ablauf des vierjährigen Unterhaltsvertrages für die naturnahe Pflege gefährdet, da die Entwicklung von Pflanzen und Bäumen längere Anlaufphasen benötigt. Eine weitere Schwierigkeit besteht in der Akzeptanz der Bewohner*innen. Sind diese nicht schon in der Planungsphase der Umgebungsgestaltung eingebunden, braucht es Sensibilisierungsmaßnahmen für Nutzer*innen und Verwaltung, damit der Freiraum im Sinne der Naturvielfalt wachsen und gedeihen kann.
Landschaftsarchitektur: In Situ, Montreux